Vor ein paar Wochen war ich in Lettland. Nach meinem Eindruck – und das soll kein Vorwurf sein – macht man sich dort weniger Gedanken über Ernährung als hierzulande. Natürlich bekommt man auf dem Centraltirgus, dem Zentralmarkt, regional angebautes Gemüse; aber auch den Obstkisten hinter den Ständen zufolge sehr viele Importe, die auf den Schildern nicht als solche ausgewiesen werden. Ganz zu schweigen von Bio-Siegeln, wie sie im sehr fortschrittlich-reflektierten Deutschland Gang und Gäbe sind. Im Verlauf der Reise fiel ich zwei Mal in vegetarische Stolperfallen – einmal ausgerechnet auf dem Rückflug mit der Lufthansa.
Auf dem Flug von Riga nach Frankfurt teilten die Stewardessen einen Snack aus; es gab Wraps mit Thai-Hühnchen. Die Zutatenliste umfasste so ziemlich alles, wogegen viele Menschen allergisch sind: Gluten, Laktose, Karotten – und Fleisch, das immer mehr Menschen aus Überzeugung ablehnen. Als erste Wahl ist ja auch dagegen nichts einzuwenden.
Auf die Frage nach einer vegetarischen Alternative bekam ich dann auch einen Doppelpack Sandwiches, so weit noch guter Service. Bis mich die Stewardess darauf hinwies, dass eines der Toasts mit Putensalami belegt sei, aber das andere ja vegetarisch sei. Dafür konnte die Stewardess nichts, aber wer plant denn bei der Lufthansa die Bordverpflegung? Für eine Traditionsairline, die sich auch noch auch noch als Vorzeige-Fluggesellschaft eines sehr ernährungsbewussten Landes versteht, ist das gewiss kein Aushängeschild.
Von der deutschen Airline hätte ich mehr erwartet, gerade nachdem ich in Lettland einmal aufs Glatteis geführt worden war: In einer kleinen Bäckerei lachte mich ein Fladen in der Auslage an; ich fragte nur kurz nach ob er vegetarisch sei. Natürlich war er das nicht, also suchte ich mir ein längliches Sesambrötchen aus. Beim zweiten Bissen entdeckte ich ein eingebackenes Würstchen. Diese Begebenheit zeigte mir vor allem, dass die Letten sich einfach weniger Gedanken darum machen. So weit, so gut – nur von der Lufthansa war ich wirklich enttäuscht.